Montag, 30. August 2010

Die Troitzki-Bruecke wenn sie hochgeht. Wenn sie ganz offen ist, steht sie fast senkrecht.

Am Samstagabend bin ich mit meinen deutschen Mitbewohnern einmal mehr georgisch Essen gegangen. Das Essen war sehr toll, unser Platz leider nicht so. Wir sassen naemlich gerade neben einem Karaokesaenger, der voller Inbrust irgendwelche zentralasiatische Heimatslieder (o mein Armenien, ich liebe dich ....) ins Mikrofon getraellert hat. Natuerlich sassen wir auch noch neben der Tanzflaeche (sprich dort wo keine Tische stehen), was wiederum auch sehr interessant war, weil die Leute wirklich volkstuemlich getanzt haben. Nach dem Essen haben wir dann einmal mehr eine naechtliche Bootstour unternommen, um das Hochziehen der Bruecken zu beobachten. In der Zeit bis das Schiff losfuhr (01:15) hat uns mein Mitbewohner Daniel mit ein paar lustigen Geschichten unterhalten; in St. Petersburg (keine Ahnung wies im uebrigen Russland ist) ist es ueblich, dass wenn man ein Taxi braucht, einfach ein privates Auto anhaelt und mit dem Fahrer einen Preis verhandelt. Auch vor den Nachtclubs oder grossen Einkaufshaeusern stehen solche "privaten Taxis". Echte Taxis gibts nicht allzu viele und die, die's gibt, sind glaube ich hauptsaechlich fuer Touristen. Da Daniel mit seinem Auto hiergekommen ist (das hintere Nummernschild wurde ihm bereits geklaut), hat er beschlossen auch privater Taxifahrer zu werden, so verdient er ein wenig Geld und lernt russisch. Auf dem Schiff hat er uns dann erzaehlt wen er schon alles herumgefahren hat und was er dabei schon alles erlebt hat und wie er ueberhaupt erst sein Auto registrieren lassen wollte (bis jetzt hat ers noch nicht geschafft ;)) A propos Nummernschild: Kuerzlich habe ich ein Auto gesehen, dass eine ganz normale russische Nummer hatte, die Garage von der das Auto stammt war aber Kloten, Zuerich :)



Mittlerweile ist es hier ja echt kalt geworden. Heute warens 12 Grad, der Wind ist noch zusaetzlich eisig. Als ich heute dick eingepackt in Schal, zwei Pullovern und Jacke nach Hause gekommen bin und gemeint habe es sei jetzt aber schon sehr kalt, musste meine Gastmutter dann doch lachen :) Ich glaube ich spare es mir, mal im Winter hierherzukommen ;) Aber wenn man bedenkt, dass vor knapp drei Wochen noch 35 Grad und mehr waren ist das schon ein krasser Unterschied ;)

Zarskoje Selo- das Zarendorf

Letzten Samstag hab ich mit meiner Mitbewohnerin Eva eine weitere Exkursion unternommen und zwar nach Puschkin (die Stadt ist benannt nach dem Dichter Puschkin, der wird hier vergoettert wie Goethe und Schiller in Deutschland zusammen. Ich musste in der Schule bestimmt schon tausende Texte lesen wie Puschkin gelebt habt, wie sein Tagesablauf war, wie er gestorben ist (ganz heroisch, im Duell gegen den Franzosen Dantes, der hat naemlich Puschkins Frau den Hof gemacht, was dieser natuerlich nicht auf sich beruhen lassen konnte ;)). In der Stadt Puschkin gibt es eine weitere beruehmte Sommerresidenz der Zaren, der Katherinenpalast von Zarskoje Selo, was so viel heisst wie Zarendorf. Es gibt in der Umgebung von St. Petersburg unglaublich viele Palaeste, die alle zu besuchen schafft man gar nicht. Auf jeden Fall mussten wir von St. Petersburg zuerst mit der Metro bis fast ans Ende der Stadt und dann mit einer Marschrutka etwa eine halbe Stunde lang Richtung Sueden. Fand ich nicht so toll, die Marschrutka (eine Art Minibus) war naemlich voellig ueberfuellt und ich musste die ganze Zeit stehen. Beim Fahrersessel war ein Kleber aufgeklebt mit einem Cowboy drauf und der Ueberschrift: "So wie ich will, so fahre ich"!!!! so ist er denn auch gefahren ....

Das Katherinenschloss .... einmal mehr sehr prunkvoll ...



Im riesigen Schlosspark gibt es natuerlich auch ein tuerkisches Bad

Das Bad von aussen; sehr herzig


Der Blick vom grossen See auf den Aussenfluegel des Palastes

So, das was man als Nachstes sieht ist so glaub ich der Hoehepunkt der Dekadenz. Inmitten dieses riesigen Schlossparkes gibt es noch ein "kleineres" Gebauede, in dem man essen und tanzen konnte. Der grosse Esstisch befindet sich im ersten Stock ...


Man sieht es leider nicht sehr gut auf dem Foto, aber rund um die Teller gibt es so eine Art Einschnitt. Wenn also ein Bankett war und man mit dem Essen fertig war oder Nachschub wollte, konnte man klingeln (jeder Platz hat eine eigene Klingeln) und dann wurden die Teller mit Hilfe des Flaschenzugmechanismus im Erdgeschoss nach unten gelassen, unten das neue Essen auf den Teller getan und dann wurde der Teller einfach wieder hochgeschoben. Sie haben dann das auch vorgemacht, wie der Teller mit dem Essen im Tisch verschwindet und dann mit dem Dessert wieder hochkommt - unglaublich! Wenn das Diner beendet war, wurde der ganze Tisch nach unten gelassen, zum Vorschein kam das Parkett und fertig war die Tanzflaeche :) Die Fuehrung war zwar auf russisch, als der Guide aber gehoert hat, dass wir deutsch sprechen, hat sie das ganze nochmals auf Deutsch erklaert .... sehr nett und sehr informativ und natuerlich musste die Gruppenleiterin dann auch noch erwaehnen, dass Wladimir Wladimirowitsch Putin und Dimitri Anatoliewitsch Medwedew auch erst kuerzlich hier waren (die sagen echt immer den ganzen Namen)!!!

Das ist dieses kleine Schloss von aussen.
Danach haben wir noch die Schule besucht, in der Puschkin gelernt und gelebt hat, was wirklich auch sehr interessant war, da man unter anderem viele Manuskripte von ihm sehen konnte, oder Buecher und Zeitungen aus dieser Zeit (Anfang 19. Jahrhundert) Leider durfte man keine Fotos machen. Es ist schon unglaublich, was St. Petersburg an kulturellen Sehenswuerdigkeiten zu bieten hat ... Ich staune immer wieder darueber.






Donnerstag, 26. August 2010

Die Auferstehungskirche: Auch nach fast zwei Monaten jedes Mal aufs Neue ein faszinierender Anblick

Diese Woche hatte ich eine besondere Schulwoche, ich hatte naemlich die ganze Zeit Einzelunterricht. Es ist naemlich so, dass die Schule ab naechster Woche an einem neuen Standort ist und seit ein paar Wochen werden alle neuen Schueler direkt an den neuen Platz geschickt (Ab Montag muss ich auch dahin, was ich nicht so toll finde, weil der neue Ort auf einer Insel ist und dass fuer mich einen langen Schulweg bedeutet). Auf jeden Fall bin ich als Einzige meiner Gruppe uebrig geblieben und konnte daher dieses Privileg geniessen ;) Ich bin echt fix und fertig ..... das ist ganz schoen anstrengend, wenn man seine Gedanken keine einzige Minute schweifen lassen kann oder mal eine SMS schreiben oder was auch immer ;) Meinem Russisch hats aber sehr sehr viel gebracht. Heute Nachmittag hatte ich als Abschluss Phonetik. Das heisst ich musste 1.5 Stunden lang versuchen gewisse russische Laute auszusprechen, die es in unserem Lautschatz nicht gibt ... (fuer die Russischkenner unter uns: ы) sehr toll, mein Kiefer hat mir echt weh getan ... und aussprechen kann ich dieses bloede Ding immer noch nicht ;)



Mittlerweile hats ja von einem Wetterextrem ins Andere gewechselt. Es regnet seit Tagen. Ich weiss auch nicht was ich mir gedacht habe, als ich in der Schweiz mein Zeugs gepackt habe, auf jeden Fall habe ich nur Sommerschuhe oder Turnschuhe aus Stoff mitgenommen. Nun ja, die Strassen hier sind relativ uneben, die Pfuetzen daher riesig. Wenns regnet dauert es genau zwei Sekunden und meine Fuesse sind klitschnass. Also brauchte ich unbedingt wasserdichte Schuhe. Das war die groesste Herausforderung, die ich hier bisher zu meistern hatte. Finde in St. Petersburg Schuhe ohne Absaetze zu einem normalen Preis!!! Mission Impossible! ok, ich hab dann welche gefunden, war aber auch mehr ein Verweiflungskauf, weil ich das Wasser in meinen Schuhen echt schon spueren konnte ;) Der Regen hat mich dann zu einer weiteren dummen Tat verleitet. Da ich des Regens wegen keine Lust hatte zu Fuss nach Hause zu gehen, hab ich mir gedacht ich nehm den Bus. War eine sehr schlechte Idee, weil 1) es war halb sechs Uhr abends, d.h. der Stau ist noch schlimmer als sonst 2) auf der Strasse, der der Bus entlangfaehrt sind 2 von sechs Spuren wegen Bauarbeiten gesperrt (fuer die St. Petersburgkenner unter uns: am Litejni-Prospekt ;)). Zu Fuss haette ich fuer die Strecke hoechstens 30 Minuten gebraucht. Nach Sage und Schreibe 50 Minuten im Bus, bin ich voellig entnervt zwei Stationen vorher ausgestiegen und dann noch eine Viertelstunde zu Fuss gelaufen :) Man kann seine Zeit hier auch sehr gut einfach so verbringen ;) Diese Woche hatte mich eine Lehrerin gefragt was ich denn an St. Petersburg ueberhaupt nicht mag, und dann habe ich geantwortet, naja, der Verkehr ist echt Koschmar (Alptraum) ... da hat sie mir zugestimmt aber hinzugefuegt, dass es in Moskau ja noch viel schlimmer sei. Sie hat mir dann auch erzaehlt, dass hier halt wirklich jeder ein Auto hat, auch sehr arme Leute. Als Beispiel hat sie ihre Nachbarn hinzugefuegt, die in einer Kommunalka (eine Wohnung, in der mehrere Familien zusammen leben) wohnen, aber zwei Autos besitzen, eins fuer den Vater, eins fuer den Sohn.

Am wunderschoenen Newa-Ufer :)






Sonntag, 22. August 2010

Петергоф- Peterhof; das russische Versailles

So, da die meisten meiner "Crew" abgereist sind, habe ich jetzt auch wieder Zeit mich dem Sightseeing zu widmen :) Deshalb bin ich heute ganz spontan mit meiner Mitbewohnerin Eva nach Peterhof, der ehemaligen Sommerresidenz der Zaren "gereist" (um die 20 km ausserhalb von St. Petersburg, wunderschoen am finnischen Meerbusen gelegen)



Das Schloss selber haben wir nicht besichtigt, dafuer haette man einfach endlos anstehen muessen, aber allein im Park und einem kleinern Schloss haben wir fast vier Stunden verbracht.



Das Ganze ist ja schon sehr eindruecklich .... aber langsam hab ich ein wenig Genug von dem ganzen Kitsch ;) (und den vielen Touristen)


Die Fontaenen, dafuer ist der Park auch bekannt, leider bin ich zu wenig Kunsthistorikerin um das verstehen zu koennen ;)

Zurueck sind wir dann mit dem Schiff, was ungefaehr dreissig Minuten gedauert hat. Da es sehr windig war, war die Bootsfahrt doch etwas stuermisch .... gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall. So vom Meer her ueber den Kanal in die Stadt zu fahren ist schon eindruecklich.
Etwas Skurriles hab ich noch vergessen: Am Freitag gab es in vielen Teilen der Stadt einen Stromausfall ... Das fuehrte dazu, dass ich mich nicht duschen konnte, weil schlicht und einfach kein Wasser mehr aus der Dusche kam. Auch die Metros fuhren nicht mehr, aber das Schlimmste: die Toiletten haben niergendwo mehr funktioniert .... Als ich spaeter nach Hause gekommen bin, standen im WC schon zwei Kanister Trinkwasser, damit man im Notfall damit spuelen kann .... man scheint sich an ein solches Szenario gewoehnt zu sein. Oder wie die Russen sagen: normalno :)






Das Ende der Pet Shop Boys in St. Petersburg ;)


Nach sechs sehr tollen und aufregenden Wochen musste ich dieses Wochenende Abschied nehmen von meinen drei Mitschuelern plus ein zwei weiteren Personen, mit denen wir staendig unterwegs waren. Ich finde das schon toll, wie man aus verschiedenen Nationen kommt, und durch die gemeinsamen Erlebnissen und Erfahrungen zusammengeschweisst wird. Naja, darum hab ich gedacht es wird an der Zeit nicht nur Sightseeing- Fotos online zu stellen, sondern auch Fotos deren Orte, an denen wir uns oefters getroffen haben. Auf dem Foto oben sieht man ein Teremok, eine russische Fastfoodkette, die russische Gerichte verkauft.

Die Silhouette des Newskij- Prospektes, der Hauptschlagader St. Petersburgs. Hier trifft man sich, weil es einfach auf kleinstem Raum einfach alles gibt.

Marie, ueber die ich hier auch des Oefteren geschrieben habe ;) Wir hatten schon eine tolle Zeit zusammen, in der wir sehr viel zusammen gewartet und uns gleichzeitig darueber lustig gemacht haben. Gemeinsam haben wir auch: versucht zwei Finnen zu baendigen, gewisse Toiletten, die wir lieber nicht gesehen haetten, gesehen, den Tuersteher ein weiteres Mal getroffen, morgens um 7 clean water gesucht, oefters mal "Stoesschen" gesagt, gefragt wo den die huebschen Russen bleiben, uns ueber die Russinnen aufgeregt, im Bus geschwitzt, die Toilette im Grand Hotel Europe benutzt, die Stadt nach Atemschutzmasken abgelaufen, uns immer wieder ueber unser studenteschkij bilet gefreut, im Gribojedow zuviel Eintritt bezahlt, uns ueber die Franzosen Pierre-Piotr-Henry und Joy aufgeregt und und und (die Liste waere endlos). Sie hatte ja auch so super Ideen, dass man vor einem Restaurantbesuch zuerst einen Cheesburger im McDonalds holen soll, weil man im Restaurant einfach so lange auf das Essen warten muss (haben wir auch wirklich gemacht) oder dass man seine Bestellung auf ein Zettel schreiben soll und dann bis das Essen kommt shoppen gehen kann :)
(So Marie, ich hoff du bist mit deinen Tausend Tonnen Gepaeck gut angekommen ... bin ja so im Nachhinein echt froh, dass ich dich nie bei der Milizia abholen musste ;) Uvidimsja :))

Das Fidel, unsere Stammbar von Aussen. Sieht jetzt nicht sehr nett aus weil keine Leute da sind, am Abend war da aber immer echt tolle Stimmung :)






Donnerstag, 19. August 2010

на знакомство - auf die Bekanntschaft

Meine Klasse: Marie, Marko und Daniel .... Da die drei am Wochenende alle nach Hause fahren, haben wir gestern Abend ein Abschiedsessen gehabt. Daniel hat noch drei Kollegen von sich mitgebracht, Sergei, ein St. Petersburger, Wladimir, sein Exfreund,urspruenglich aus Kasachstan und Tyson, ein Amerikaner, der Russischlehrer werden will und auch schon eine Zeit lang in Georgien war. Unter anderem deshalb haben wir beschlossen in ein georgisches Restaurant zu gehen. Der Russe und der Amerikaner haben dann mal bestellt (ich hatte sowieso keine Ahnung was da so stand), so dass einfach jeder von allem genommen hat. Ihr kennt mich, ich bin ja nicht gerade experimentierfreudig was Essen anbelangt, aber das hat mir echt gut geschmeckt. Zur Vorspeise gab's verschiedene Fladenbrote (mit Kaese, zerspampften Bohnen oder Ei) und kaltes Fleisch in irgendeiner Sauce. Zur Hauptspeise gabs dann Huehnchen- Schaschlik. Zum Trinken hatten wir Tschatscha (georgischen Wodka), Bier und Mors (russischen Fruchtsaft, ist hier sehr beliebt)

Die illustre Runde; auf dem Foto fehlen Marie und Daniel. Auf jeden Fall wurde es ein sehr lustiger Abend :)
Da wir in der Schule halt nur von anderen Sprachschuelern umgeben sind, treffen wir eigentlich selten mit Russen zusammen. Wenn wir aber in irgendeiner Bar sind, lernen wir schon ab und zu welche kennen.
Wir haben so zwei Stammbars, in der einen, dem Fidel's (heisst so wegen Fidel Castro) gibt es auch eine winzige Tanzflaeche. Neureiche Russen, die nur teueren Champagner trinken, findet man dort bestimmt nicht :) Im Fidel's haben wir dann auch anfangs Woche Kyrill kennen gelernt, der von irgendeiner unbekannten Insel im Norden Russlands stammt und mit seiner Freundin der Liebe wegen nach St. Petersburg gekommen ist. Oder aber Sergeij und Aleksander, die beide sehr gut Englisch sprachen und uns erzaehlten, dass sie als Volonteers mitgeholfen haben, die Feuer zu loeschen. Aufgrund Fehlinformationen aus Moskau sind dabei mehrere Leute gestorben. Auch finden sie, dass in Russland einem die Sicht auf gewisse Dinge stark eingeschraenkt wird. Das Gespraech mit diesen zwei war wirklich sehr interessant, weil wir bis jetzt noch nicht viele Russen kennnen gelernt haben, die sich bewusst sind, dass in dem Land einiges schief laeuft .... Mittlerweile habe ich auch zwei neue nette Mitbewohner, Eva, Menschenrechtsanwaeltin aus Deutschland (wohnt aber in Warschau) und Daniel aus Hamburg, der mit dem Auto in neun Tagen hierhergefahren ist (musste 8 Stunden am Zoll warten!!!!). Das macht schon Spass immer wieder neue Leute aus ganz Europa (und Amerika) kennen zu lernen. Wenn man aber mit Russen spricht, wird einem immer wieder bewusst, wie privilegiert man ist, wenn man in der Schweiz aufgewachsen ist ... So, fertig mit dem Wort zum Donnerstag, wuensch euch noch einen ganz schoenen Abend ;)

Mittwoch, 18. August 2010

Mein russisches Zuhause

Вот, endlich habe ich es geschafft mal ein paar Fotos von meinen russischen Zuhause zu machen. Ich muss ja sagen, hab sowohl mit der Wohnung wie auch mit der Familie Glueck gehabt. Ich sehe meine Familie nicht sehr oft und habe auch nicht wirklich eine Beziehung zu Ihnen, aber sie sind sehr nett und ich kann tun und lassen was ich will. Da hab ich von Leuten aus meiner Schule schon ganz andere Geschichten gehoert

Das ist der Eingangsbereich


Das Bad: die Waesche wird immer hier aufgehaengt. Trockner oder einen anderen Platz wo man sie aufhaengen koennte gibt es nicht. Es ist ziemlich vollgestopft und teilweise sehr sticktige t weil es kein Fenster und Lueftung gibt, aber immerhin haben wir immer warmes Wasser :)


Die Toilettenspuelung hat mal eine Zeit lang nicht wirklich funktioniert, darum hat der Grossvater Igor diesen Zettel an den Klodeckel geklebt. Weiss leider auch nach dem Blick in das Woerterbuch immer noch nicht genau, was er damit sagen wollte.


Die Kueche: der Fernseher laeuft, wenn jemand von der Familie da ist, eigentlich Non-Stop (Russen und Italiener scheinen doch etwas gemeinsam zu haben ;))



Mein Zimmer: damit hab ich echt Glueck gehabt, es ist das Groesste in der Wohnung ... habe mehr als genug Platz meine Sachen rumliegen zu lassen ;) und, das sieht man auf dem Foto jetzt nicht, habe auch einen Schreibttisch und eine richtige Tuere, eine aus Holz ... keine aus Spanplatten ;))


Mittlerweile hat sich auch das Wetter beruhigt, laut einer Lehrerin sind wir jetzt beim typischen petersburger Wetter angelangt: 15- 20 Grad, bewoelkt und immer mal wieder Regen ;)
Vielen Dank noch fuer euere lieben Reaktionen auf den Blog. Das motiviert mich zum weiter schreiben. Falls euch etwas besonders Wunder nimmt, dann schreibt mir doch ... werde dann versuchen darueber zu berichten :)

Montag, 16. August 2010

Petrosawodsk


Dieses Foto habe ich morgens um 7 gemacht, kurz nachdem ich in Petrosawodsk angekommen bin. Petrosawosk ist die Hauptstadt der Republik Karelien, hat um die 260 000 Einwohner und liegt am Onegasee, dem zweitgroessten See Europas.

Ich muss ja zugeben, als ich die "Hauptstrasse", den Lenin-Prospekt von Petrosawodsk herunter gelaufen bin, hatte ich ja ein wenig einen Kulturschock. St. Petersburg ist riesig, laut, voller Menschen und immer was los .... Petrosawodsk an diesem fruehen Samstagmorgen war einfach nur ruhig. Ich glaub nicht, dass sonst viel mehr los ist dort.... Abgesehen von Yves Rocher gibt es auch keinen einzigen westlichen Laden. Mc Donalds sucht man definitv vergebens (es gibt aber einen Mak Dak ;))
Der Onegasee ist einfach traumhaft, man sieht teilweise nur Wasser am Horizont, so dass man echt das Gefuehl hat man liegt irgendwo am Meer. Das Wasser war blau man konnte sogar darin schwimmen, hab es auch gewagt, was nach der vielen Hietze wirklich sehr sehr angenehm war.


Es war auch sehr spannend mal einen Einblick in eine andere Sprachschule zu gewinnen. Esthers Schule ist halt einfach viel kleiner, im Ganzen sind sie etwa 15 Schueler. Sie haben "volontiors", russische Studenten, die da sind zu ihrer Unterstuetzung, mit ihnen Ausfluege machen und mit den Schuelern halt auch wirklich russisch sprechen.

Petrosawodsk ist wirklich sehr beschaulich. Die Hauptverkehrsmittel bei den OeV sind Marschrutki. Das sind Kleinbusse, die so um die 15 Plaetze haben. In St. Petersburg gibt es die auch. Dort fahren die einfach immer eine bestimmte Strecke wie ein normaler Bus, innerhalb dieser Strecke kann man die Marschrutki aber Handzeichen anhalten und dann dem Fahrer mitteilen, wo er einem rauslassen soll. In Petrosawodsk halten sie einfach an nur an den vorgegebenen Haltestellen, man muss dem Fahrer aber trotzdem mitteilen an welcher man aussteigen moechte. Ein paar Mal musste ich ohne Esther mit der Marschrutka fahren, war immer sehr happy, wenn der Fahrer auch wirklich an der Haltestelle gehalten hat, die ich ihm angegeben habe ;) In St.Petersburg benutze ich die eigentlich nie, Metro und Bus reichen voellig, und zudem sind sie immer voellig ueberfuellt und die Fahrer fahren echt wie die Deppen.


Da russische Familien nicht wirklich vorig Platz haben, habe ich in einem Hotel uebernachtet, das mir die Gast-Babuschka von Esther reserviert hat (sehr nett!!!) Das Hotel an sich war auch ganz ok und guenstig. Das einzige Problem war die Gegend. Bei der Marschruktahaltestelle in der Naehe des Hotels gab es so einen Markt. Der Bestand aus Wellblechhuetten ... (hab echt gemeint ich sei in einem Drittwelt -Land gelandet) an diesem Markt verkauften sie alles. Schuhe, Kleider frischen Fisch, der ungekuehlt an der prallen Sonne lag und und und. Dazwischen liefen wilde Hunde herum (soll es in Petrosawodsk sehr viele geben) und hinter dem Markt begann eine voellig heruntergekommene Plattenbausiedlung ... dort sollte das Hotel sein. Wir haben dann eine junge Frau gefragt, weil wir es nicht finden konnten. Sie hat es uns dann gezeigt und von aussen sah das einfach echt schrecklich aus. Ich hab mich auch gefragt warum es in dieser aermlichen und verwahrlosten Gegend ein Hotel geben soll .... von Innen war das Hotel aber wirklich schoen, ich hatte sogar einen Fernseher im Zimmer und ich hab mich auch sicher gefuehlt. Die Rezeptionistin war auch sehr nett als ich nach dem Ausgang nach Hause gekommen bin und das Licht in meinen Zimmer nicht funktioniert hat ;) Ich hab dann zusammen mit Esther ihre Gast-Babuschka besucht ... die wohnen genau auch in so einem Plattenbauviertel.


Am Sonntag haben wir dann mit einigen Schuelern aus Esthers Schule und zwei der Volontiors einen Ausflug zum "Tisch des Teufels" gemacht. Das ist eine Aussichtsplattform. Zuerst mussten wir etwa 30 Minuten mit der Marschrutka fahren, dann noch eine Stunde laufen. Die Landschaft war echt sehr schoen.









Die Aussicht vom Tisch des Teufels, leider war das Wetter sehr unbestaendig, geregnet hats aber zum Glueck nicht.




Beim Pick-nick

















Esther und ich in der Marschrutka auf dem Rueckweg. War echt ein tolles Wochenende, vor allem weil es einfach eine wunderschoene Gegend ist. Aber ganz ehrlich: es waere mir dort doch ein bisschen zu ruhig, um laenger als zwei Tage zu bleiben. Ich habe St. Petersburg und meine Leute dort echt vermisst, und mich wirklich gefreut als ich heute morgen wieder in der stinkenen und ueberfuellten Metro strand :)















Zugfahren in Russland

Mein Zug in Petrosawodsk, vor der Abfahrt nach St. Petersburg

So, dieses Wochenende habe ich ja eine kleine Reise nach Petroswadosk (ungefaehr 400 Kilometer nordoestlich von St. Petersburg) unternommen. Meine Kollegin Esther mit der ich zusammen studiere, macht dort ihren Sprachaufenthalt. Eine perfekte Gelegenheit um auch mal eine andere Seite Russlands kennen zu lernen. Nach Petrosawodsk kommt man am besten mit dem Nachtzug, das dauert um die 9 Stunden. Ich habe mir ein Billett fuer die billigste Klasse gekauft (auf russisch platzkartnij :)), das hat 631 Rubel gekostet, das sind etwas 22 Franken fuer einen Weg.

Ein Foto von meinen Zugticket, steht sogar mein Name drauf :)

Zugfahren in Russland ist ja echt ein Erlebnis. Wollte mich nicht als Touristin outen, hab darum Fotos aus dem Internet genommen, aber genau so sah's in meinen Zuegen auch aus. Hat schon etwas Abartiges, denn das sind offene Waggons, in denen einfach ein Bett nach und ueber dem Anderen ist. Insgesamt sind es glaube ich um die 45 Betten. Ich habe mich dann einfach heimlich umgeschaut, wie die anderen das machen und es einfach nachgemacht. Denn die Betten herzurichten ist nicht ganz einfach. Natuerlich gibt es auch eine Zugbegleiterin in jedem Wagen, adrett gekleidet in Uniform mit Huetchen. Als dann so eine halbe Stunde nach Abfahrt alle die Betten bezogen haben, ist sie bei jedem vorbei gegangen um das Ticket zu kontrollieren. Das ist echt old School: Sie hat dann so eine Art Stoffadventskalender dabei, auf dem es fuer jeden Schlafplatz ein Taeschchen mit der Nummer drauf gibt. Bei jedem reisst sie dann ein Teil des Tickets ab und schiebt diesen Teil in das passende Taeschschen, so kann sie sehen ob jeder Reisende gekommen ist. Super :) Irgendwann haben dann die meisten Passagiere ihren Tassen ausgepackt .... ich hab dann auch gemerkt, dass es am Ende des Waggons eine Art Boiler gibt, bei dem man gratis heisses Wasser fuer den Tee holen kann ....
Bei der Hinfahrt konnte ich nicht wirklich gut schlafen, da der Zug ziemlich oft haelt und man hoert ja all die Geraeusche .... hab's mir nach diversen Erfahrungsberichten aber eigentlich schlimmer vorgestellt.


Am Morgen laeuft die Schafferin dann durch den ganzen Wagen und schreit (sie schreit wirklich) "Dobro utrom" (guten Morgen) und stellt um halb 6 Uhr morgens ohne Ruecksicht das grelle Licht an.
Gestern stand ich dann am Bahnof und wartete auf meinen Zug, als eine Lautsprecherstimme
mitteilte, dass der Zug aus Murmansk (das waere meiner gewesen) wegen technischen Gruenden unbestimmte Zeit Verspaetung hat .... In Russland kann das Stunden bedeuten und ich war echt sehr muede und wollte nicht die Nacht am Bahnhof verbringen .... Na toll (Zum glueck hab ich das verstanden, sonst wuerde ich wahrscheinlich immer noch warten ;)) Auf jeden Fall bin ich dann zum Schalter gerannt und hab mit Esthers Hilfe, sie hatte mich noch zum Bahnhof begleitet, ein Ticket fuer den Zug, der eine Stunde spaeter nach St. Petersburg faehrt, gekauft. Das war nicht ganz einfach, denn die Frau hinter dem Schalter wollte partout nicht langsamer sprechen und ich nicht wirklich Ahnung hatte, was fuer ein Ticket ich da eben gekauft hatte. Immerhin habe ich das Geld fuer das alte Ticket zurueck bekommen. Hat dann aber geklappt und ich bin heute morgen um sieben wieder in St. Petersburg angekommen: dann wollte ich nur noch etwas .... duschen!